Bereits schon als Kind hatte ich sehr früh den häufigen Kontakt mit Windmühlen, und die Faszination dieser alten Zeitzeugen hat mich seitdem mein ganzes Leben hindurch begleitet.
Ich bin nicht unweit des Hermann- Löns- Park´s in Hannover aufgewachsen, und dort stand bis 2008 als nicht funktionstüchtiges Denkmal, " Die Alte Mühle ", eine der beiden städtischen Bockwindmühlen von Hannover, mit etlichen Jahren auf dem Buckel, die in ihrer aktiven Zeit als Mahlmühle eine weite und lange Reise mit vielen Standtorten in und um Hannover hinter sich hat. Als diese Parkanlage in dreißiger Jahren des letzten Jahr- hunderts angelegt wurde, hat man die Mühle dort restauriert abgestellt, um sie vor dem kompletten Verfall zu retten. Es hat an dem jetzigen Standort also nie ein Mal- oder Allgemeinbetrieb stattgefunden.
( " Die Alte Mühle " )
Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie die Mühle Mitte der siebziger Jahre neue Flügel bekam, außerdem wurde der Mühlenkasten zum Teil neu verkleidet.
Offenbar war genau diese Mühle für mich der Auslöser, zwar erst 25-30 Jahre später, einmal einem Mühlenverein beizutreten, und sich diesen alten Beruf zum Hobby zu machen.
Meine Absicht ist, daß ich durch diese Initiative einen kleinen Teil dazu beitragen kann, daß die noch verbliebenen Windmühlen einen guten und wenn möglich funktionstüchtigen Zustand beibehalten, oder diesen entsprechend bekommen, damit der Nachwelt, die vom Prinzip ersten Industrieanlagen der Menschheit, nicht verloren gehen.
Das Deutsche Müllerwappen
Die Ausbildungung zum "Freiwilligen Müller/ Freizeitmüller"
Durch zahlreiche Fachliteratur hatte ich nun schon etliche Kenntnisse erworben, aber Theorie ist halt nicht Praxis und Mühlenbetrieb ist keine Spielerei! Zufällig erfuhr ich, daß es eine Ausbildung zum " Freiwilligen Müller " gibt. Ich richtete ein Schreiben an die " Müllerschule Braunschweig ", und landete über die " Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Erhaltung ( DGM) e. V." schließlich bei der " Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen e. V.". Unter deren Regie wurden diese Ausbildungen schon mehrfach durchgeführt. Partner sind hierbei die Volkshochschulen der Städte und Kreise in Niedersachsen. Diese Ausbildung orientiert sich in etwa an der Ausbildung der " Vrijwillige Molenaars " in den Niederlanden, wobei der Umfang und der Tiefgang der dortigen Aus- bildung einen wesentlich höheren Maßstab hat. Ich bin somit nach erster Kontaktauf -nahme am 21. Sept´ 2001 von Hannover nach Midlum (Samtgemeinde Land Wursten/ Ostfriesland ) gefahren. In der dortigen Mühle fand das erste Treffen für den bevorstehen- den, einjährigen Lehrgang statt. Lehrgangsleiter war der Müller Dieter Mögling. 13 Personen hatten sich dann nach dem Aufruf des Midlumer Mühlenverein´s für den einmal im Monat jeweils am Wochenende stattfindenden Unterricht angemeldet. Der Lehrgang umfaßte 160 Stunden. Er setzte sich aus einem theoretischen- und praktischen Teil zusammen. Es wurden also auch mehrere Windmühlen besucht, um mit der dortigen Technik praktisch zu arbeiten.
Qualifikationsziel: " Der Teilnehmer soll die Bedienung einer Wind-/ Wassermühle in den verschiedenen Jahreszeiten und bei unterschiedlichen Wetterbedingungen erlernen, Arbeiten im Rahmen der Pflege und Wartung einer Mühle selbständig ausführen können, physikalische und konstruktive Grundlagen und Bedingungen beim Bau und beim Betrieb einer Mühle kennen und verstehen lernen, Grundkenntnisse in der Behandlung und in der Verarbeitung der Rohstoffe ( Getreide ) in einer Mühle erwerben, einen Überblick über die historische Entwicklung der Mühlen und des Müllereigewerbes erhalten, sowie Entwicklung und Stand des Müllereiwesens innerhalb der wechselnden Gesellschaftsordnungen in der Vergangenheit und Gegenwart kennen und verstehen lernen! "
Am 23. November 2002 fand schließlich die theoretische- und praktische Prüfung statt! Jeder Teilnehmer mußte an diesem Tag über seine Ausbildung einen Stundennachweis in Form eines Ausbildungsbuches vorlegen. Zusätzliche wurde von jedem eine schriftliche Ausarbeitung zum Thema Mühlen abverlangt, wobei auch ein praktischer Beitrag, wie z. B. der maßstabsgerechte Bau einer Windmühle, die gleiche Gewichtung hatte.
( Es sei allerdings zu erwähnen, daß der Lehrgang alleine nicht dazu befähigt, eine Windmühle selbständig zu betreiben. Der Freiwillige Müller sollte schon Mitglied in einem Mühlenverein sein und häufigen Kontakt zu " seiner " Mühle haben. Nur durch intensives Arbeiten an der Mühle, lernt man die entsprechenden Tücken und Macken der jeweiligen Mühle kennen. )
Die feierliche Vergabe der Prüfbescheinigungen durch die Prüfungskommission fand dann am 11. Mai 2003 in der Mühle in Midlum statt.
Der Müllerschwur (18. Jahrhundert )
( Diesen Schwur braucht der " Freiwillige Müller " allerdings nicht mehr leisten )